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"Meister des Todes 2": Daniel Harrich über schmutzige Geschäfte

Exklusiv: Regisseur Daniel Harrich über illegale Waffenexporte nach Mexiko, deutsche Rüstungsmanager vor Gericht und sein TV-Drama „Meister des Todes 2“.

Den 26. September 2018 werde ich nie vergessen. Es war der Tag, an dem Leonel Gutiérrez aus Guerrero, Mexiko, zum Strafprozess gegen mehrere ehemalige Manager des Rüstungskonzerns Heckler & Koch nach Stuttgart anreist. Genau vier Jahre zuvor war seinem jüngeren Bruder Aldo bei einer Demonstration mit einem Gewehr in den Kopf geschossen worden. Aldo war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt. Er liegt bis heute im Koma.

 

Sechs junge Menschen starben in dieser Nacht in den Straßen von Iguala, zwei wurden schwer verletzt. Und 43 Studenten sind seit den Protesten wie vom Erdboden verschwunden. Ihre Angehörigen leben in quälender Ungewissheit.

Gewalt ist Alltag in Mexiko, 2019 gab es 35.000 Morde, ein neuer Negativrekord. Das Land mag weit von uns entfernt liegen, und doch hat die Bilanz des Schreckens etwas mit Deutschland zu tun: Uns vorliegende Akten der mexikanischen Ermittlungsbehörden belegen, dass mit Sturmgewehren des Typs G36 der deutschen Firma Heckler & Koch auf die Studenten geschossen wurde. Waffen, die dort eigentlich gar nicht hätten sein dürfen.

2015 durfte ich schon einmal einen investigativen Themenabend über Waffenexporte für die ARD realisieren. Wir deckten auf, dass Heckler & Koch illegal Abertausende Waffen nach Mexiko exportiert hatte. Diese Deals liefen über Jahre wie geschmiert: Erklärungen zum Endverbleib der Waffen, eigentlich Voraussetzung für deutsche Exportgenehmigungen, wurden gefälscht. Die deutschen Behörden waren entweder inkompetent oder wollten die fragwürdigen Geschäfte des Waffenherstellers unterstützen. Korruptionsverdacht lag in Mexiko und Deutschland gleichermaßen vor.

Der Themenabend trug mit dazu bei, dass Manager der Firma wegen „bandenmäßiger illegaler Kriegswaffenexporte“ in Stuttgart vor Gericht kamen. Mehreren ehemaligen Geschäftsführern, Vertriebsmitarbeitern und einer Sekretärin wurde der Prozess gemacht.

 

Natürlich waren wir zunächst stolz, dass unser erster Film so viel bewirken konnte. Dann aber saß ich fast an jedem Verhandlungstag in Stuttgart im Saal eins des Landgerichts. Ich war zunächst verwundert, wie das Thema illegale Waffenexporte verhandelt werden kann, ohne die Opfer auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Bis ich verstand, dass diese „Entmenschlichung“ des Strafprozesses Strategie war.

Nach der anfänglichen Euphorie und den hohen Erwartungen in unser Rechtssystem entstand der Eindruck, dass vor Gericht alle besonders brisanten Aspekte nicht weiter erörtert werden sollten. Der Prozess zog sich über ein Jahr hin. Schon bald wurde klar, dass es ganz offensichtlich nicht im Sinne der Richter war, die ganze Wahrheit über die schmutzigen Waffendeals vor der Öffentlichkeit zu verhandeln oder gar ein konsequentes Urteil herbeizuführen.

Diese Erkenntnis war der letzte Trigger für die Entscheidung, eine Fortsetzung zu drehen und einen zweiten Themenabend in der ARD mit einem Spielfilm und einer anschließenden Dokumentation zu realisieren. In „Meister des Todes 2“ (Mittwoch, 1. April, 20.15 Uhr, Das Erste) erzählen wir ein Drama, das an die tragische Geschichte der Brüder Leonel und Aldo erinnert. Wir wollen verständlich machen, welche Verantwortung Waffenexporte auf politisch-gesellschaftlicher Ebene mit sich bringen.

Es soll deutlich werden, dass unser Wohlstand als Exportnation auch durch fragwürdige Geschäfte entsteht. Die Zeiten, in denen es uns einfach egal sein kann, was am anderen Ende der Welt passiert, sind vorbei. Das führen uns ja gerade auch die Flüchtlingsbewegungen oder das Corona-Virus beispielhaft vor Augen.

 

Der investigative Spielfilm ist ein Genre, das wir geschaffen haben, um brisante Themen ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu bringen. Unser Ziel ist es, Geschichten so zu erzählen, dass komplexe politische Hintergründe verständlich werden – und in diesem Fall den Umgang der deutschen Justiz mit illegalen Waffenexporten zu enthüllen, ihr sozusagen die Maske vom Gesicht zu reißen.

An den Drehbüchern schreiben immer Juristen mit, damit wir inhaltlich so nah an der Realität sein können wie rechtlich möglich. Ich habe das große Privileg, diese Projekte im Familienverbund mit meinen Eltern realisieren zu dürfen. Zudem ist die Zusammenarbeit mit der ARD – mit SWR, ARD Degeto, RBB und SR – so eng und vertraut, dass ich sie als meine Filmfamilie sehe. Der Zusammenhalt ist bei politischen Projekten enorm wichtig. Man muss sich zu 100 Prozent aufeinander verlassen können: Wenn man im Krisengebiet dreht oder wenn auch mal gegen uns ermittelt wird.

 

Der grausame Fall der 43 Studenten in Mexiko zeigt vor allem eines: Deutsche Waffen gehören nicht in Regionen, die von Korruption, Drogenhandel und Menschenrechtsverstößen geprägt sind. Aktuell aber sind unsere Rüstungsexporte überall auf der Welt im Einsatz. Tag für Tag.

© Goldene Kamera ⁄ Daniel Harrich
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